Auf­ruf zur Online-Akti­on #lega­li­sie­rungjetzt

COVID 19 und wie die aktu­el­le Pan­de­mie­kri­se ille­ga­li­sier­te Per­so­nen betrifft

Auf­ruf für Lega­li­sie­rung und Soli­da­ri­tät

Wir gehen gera­de alle durch einen sehr schwie­ri­gen öko­no­mi­schen Moment, denn wir leben von der täg­li­chen Arbeit, um unser Zim­mer zu bezah­len und um uns mit Essen zu ver­sor­gen und in mei­nem Fall, auch um mei­ne Toch­ter zu ver­sor­gen. In der Woche fin­de ich nur ein oder zwei Jobs. Des­we­gen sind wir sehr besorgt, denn wir haben kei­ne Papie­re. Wir sind ille­ga­li­sier­te Men­schen. Wir haben kei­ne ande­ren Mit­tel, Geld zu ver­die­nen. Es ist frus­trie­rend für uns. Wir wis­sen nicht, wie lan­ge das Virus dau­ern wird. Wir sind besorgt, denn wir alle gehen Risi­ken ein.“

(O-Ton einer Betrof­fe­nen)

Mehr Erfah­rungs­be­rich­te unter: http://www.respectberlin.org/wordpress/

Vie­le Men­schen leben ille­ga­li­siert in Deutsch­land. Die Grün­de sind viel­fäl­tig: Vie­len von ihnen wur­de poli­ti­sches Asyl ver­wei­gert. Aus Angst vor Repres­si­on in ihren Län­dern ent­schie­den sie sich, in den Unter­grund zu gehen. Ande­re sind als Tourist*innen gekom­men und haben beschlos­sen, hier zu blei­ben, um zu arbei­ten und ihren Fami­li­en in ihren Her­kunfts­län­dern zu hel­fen.

Die Ursa­che die­ser Situa­ti­on ist die Ungleich­heit zwi­schen dem Glo­ba­len Süden und Nor­den. So wie vie­le Europäer*innen in Kri­sen­zei­ten nach Latein­ame­ri­ka aus­ge­wan­dert sind, wan­dern auch heu­te Men­schen auf der Suche nach einem bes­se­ren Leben aus oder flie­hen vor Unter­drü­ckung.

Die Respect-Initia­ti­ve macht seit mehr als 20 Jah­ren in Ber­lin auf die Situa­ti­on von Frau­en ohne Papie­re auf­merk­sam, ist mit ihnen soli­da­risch und unter­stützt sie kon­kret.

Der Kampf für Gesund­heits­ver­sor­gung für Men­schen ohne Papie­re geht wei­ter …

Zusam­men mit dem Netz­werk „Soli­da­ri­ty City“ Ber­lin (http://solidarity-city-berlin.org/) waren wir in den letz­ten Jah­ren in einer Kam­pa­gne aktiv, um einen anony­men Kran­ken­schein zu for­dern und damit Zugang zur Gesund­heits­ver­sor­gung für Leu­te ohne Papie­re.

Der Ber­li­ner Senat hat zwar inzwi­schen eine Clea­ring­stel­le ein­ge­rich­tet, um Men­schen ohne Kran­ken­ver­si­che­rung den Zugang zu Gesund­heits­ver­sor­gung zu ermög­li­chen. Wir muss­ten nur lei­der fest­stel­len, dass die­ser Zugang bis­her sehr büro­kra­tisch und man­gel­haft ist. Auch jetzt, in Zei­ten von COVID-19, hat sich die Clea­ring­stel­le für Men­schen ohne Papie­re nicht beson­ders enga­giert und sie zum Bei­spiel nicht über ihre Rechts­la­ge unter dem Infek­ti­ons­schutz­ge­setz infor­miert. Aller­dings hat der Senat am 17. April auf Pro­tes­te reagiert und eine Rege­lung ver­kün­det, die es nun erlaubt, dass Men­schen ohne Kran­ken­ver­si­che­rung zu allen Ber­li­ner Hausärzt*innen gehen und sich behan­deln las­sen kön­nen. Dafür müs­sen sie zuerst bei der Clea­ring­stel­le einen Kos­ten­über­nah­me­schein bean­tra­gen. Das ist ein Fort­schritt, der auf jeden Fall nach Coro­na-Zei­ten bei­be­hal­ten wer­den muss. Wie das in der Pra­xis funk­tio­nie­ren wird, wird sich aller­dings erst zei­gen. Abge­se­hen davon ändert die­se neue Poli­tik nichts an der Situa­ti­on einer sehr umständ­li­chen Büro­kra­tie für die­je­ni­gen, die ernst­haft erkran­ken und Fachärzt*innen brau­chen oder ins Kran­ken­haus müs­sen.

Wei­ter­hin fehlt es bis­her an zugäng­li­chen Infor­ma­tio­nen in allen not­wen­di­gen Spra­chen. Und es gibt kei­ne Infor­ma­tio­nen dar­über, was zu tun ist, wenn ille­ga­li­sier­te Men­schen COVID-19-Sym­pto­me haben. Eben­so feh­len Infor­ma­tio­nen dar­über, wo sie sich tes­ten las­sen kön­nen und ob sie befürch­ten müs­sen, dass ihre Daten der Aus­län­der­be­hör­de über­ge­ben wer­den, falls sie das Virus haben.

Die Care-Arbeiter*innen ohne Papie­re ste­hen jetzt vor dem Nichts

Ille­ga­li­sier­te Men­schen arbei­ten haupt­säch­lich im Dienst­leis­tungs­sek­tor. Migran­tin­nen über­neh­men die Haus-, Sor­ge- und Pfle­ge­ar­beit, die vie­le Men­schen mit bes­se­ren wirt­schaft­li­chem Lebens­be­din­gun­gen selbst nicht mehr leis­ten, wodurch sie dann Zeit für ihre Erwerbs­ar­beit haben. Men­schen ohne Papie­re küm­mern sich um Kin­der, sie holen sie von der Schu­le ab, brin­gen sie ins Bett, wenn die Eltern ins Kino oder auf eine Par­ty gehen, put­zen die Häu­ser, bügeln, kochen in Restau­rants, machen sau­ber in Hotels, arbei­ten auf dem Bau usw.

Jetzt, da die Prio­ri­tät Iso­la­ti­on ist, blei­ben die arbeit­ge­ben­den Fami­li­en zu Hau­se. Schu­len und Kinos sind geschlos­sen und ille­ga­li­sier­te Arbeiter*innen wer­den nicht mehr gebraucht. Die Arbeitgeber*innen haben ihnen meist mit­ge­teilt, dass sie ihre Arbeit nicht mehr benö­ti­gen. Alle uns bekann­ten ille­ga­li­sier­ten Arbei­te­rin­nen wur­den ohne jeg­li­che Unter­stüt­zungs­an­ge­bo­te ent­las­sen.

Dar­über hin­aus wagen die Men­schen ohne Papie­re nicht, auf die Stra­ße zu gehen, aus Angst, kon­trol­liert zu wer­den, ins­be­son­de­re wegen der mas­si­ven, beängs­ti­gen­den Poli­zei­prä­senz auf den Stra­ßen. Vie­le der Ille­ga­li­sier­ten sind völ­lig iso­liert in der stän­di­gen Unsi­cher­heit, eini­ge lei­den an Depres­sio­nen. Sie sind zur Zeit nicht in der Lage, nach ande­ren Jobs zu suchen und müs­sen mit der täg­li­chen Sor­ge leben, wie sie ihre Mie­te in den kom­men­den Mona­ten bezah­len wer­den. Hin­zu kommt für vie­le die Sor­ge um ihre Fami­li­en in ihren Her­kunfts­län­dern. Für sie gibt es kei­ne staat­li­che Unter­stüt­zung, weil sie für den deut­schen Staat offi­zi­ell nicht exis­tie­ren.

Sicht­bar machen und soli­da­risch sein!

Die­se Kri­se hat bestehen­de sozia­le Ungleich­hei­ten auf­ge­deckt und ver­schärft.

Des­halb muss sicht­bar gemacht wer­den, dass die­se Kri­se uns alle betrifft, aber nicht in glei­cher Wei­se. Wie­der ein­mal bleibt die Situa­ti­on ille­ga­li­sier­ter Men­schen unsicht­bar.

Auf Wunsch der ille­ga­li­sier­ten Frau­en, mit denen wir in Kon­takt sind, möch­ten wir alle Orga­ni­sa­tio­nen, Initia­ti­ven und Men­schen auf­for­dern, sich an einem Akti­ons­tag zu betei­li­gen, um die Lega­li­sie­rung der Men­schen ohne Papie­re zu for­dern.

Wir glau­ben, dass es in Zei­ten, in denen viel Ver­ant­wor­tung und Soli­da­ri­tät von uns ver­langt wird, extrem wich­tig ist, zu for­dern, dass ille­ga­li­sier­te Men­schen nicht auf die Stre­cke blei­ben. Denn auch für sie muss die Idee einer soli­da­ri­schen Gesell­schaft gel­ten! Die aktu­el­le Kri­se zeigt umso deut­li­cher, dass nie­mand aus grund­le­gen­den sozia­len Rech­ten aus­ge­grenzt wer­den darf!

  • Wir for­dern die Lega­li­sie­rung aller Men­schen, die in Deutsch­land leben.
  • Wir for­dern unbe­schränk­ten und gleich­be­rech­tig­ten Zugang zur Gesund­heits­ver­sor­gung für alle Men­schen, die in Deutsch­land leben.

Wir laden alle anti­ras­sis­ti­schen Initiativen/Gruppen und Ein­zel­per­so­nen ein, am Akti­ons­tag teil­zu­neh­men.

Die­ser fin­det am Sams­tag, den 25. April, den gan­zen Tag über statt.

Wie?

- Sel­fies mit Demo­pla­ka­ten oder Vide­os, in denen ihr erklärt, war­um die Kam­pa­gne wich­tig ist, unter dem Hash­tag #Lega­li­sie­rungJetzt pos­ten

- Nutzt den Fly­er als Pro­fil in den sozia­le Medi­en

- Ihr könnt unse­re For­de­run­gen unter­stüt­zen, indem ihr unse­ren Auf­ruf unter­stützt mit eurem Namen bzw. dem Namen eurer Orga­ni­sa­ti­on

Unse­re For­de­run­gen wer­den die Regie­ren­den ver­mut­lich vor­erst nicht erfül­len. Des­we­gen star­ten wir hier­mit eine Spen­den­kam­pa­gne zur Unter­stüt­zung ille­ga­li­sier­ter Arbeiter*innen.

Spen­det an: (Ach­tung: Es gibt lei­der kei­ne Spen­den­quit­tun­gen)

Respect Initia­ti­ve Ber­lin

Ver­wen­dungs­zweck: Soli­vi­rus

DE34 8306 5408 0004 9035 60

BIC GENO DEF1 SLR

Deut­sche Skat­bank

Unterstützer*innen:

afri­que-euro­pe-inter­act
All­men­de 
ARI – Anti­ras­sis­ti­sche Initia­ti­ve 
Black Earth- BIPoC Envi­ron­men­tal Move­ment 
Blo­que Lati­no­ame­ri­ca­no Ber­lin
Bünd­nis gegen Ras­sis­mus 
CADEHO
Gen-ethi­sches Netz­werk e.V.
kit­chen poli­tics
Kolum­bi­en-Kam­pa­gne
KUB Ber­lin
LAFI latein­ame­ri­ka­ni­sche Frau­en­in­itia­ti­ve in Neu­kölln e. V
Links*Kanax
Medi­bü­ro Ber­lin 
Migra­ti­ons­rat
Netz­werk Repro­duk­ti­ve Gerech­tig­keit
Ofi­c­i­na Pre­ca­ria
See­brü­cke Ber­lin
Thea­ter X 
Voces de Gua­te­ma­la 
Women in Exi­le
xart split­ta